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Freiheit und Langeweile

Revolution und Sehnsucht: Im Möglichkeitsraum des Vergangenen

"In dem Film Hélas pour moi von 1993 lässt Jean-Luc Godard eine der Figuren leicht abgewandelt eine von Gershom Scholem übernommene chassidische Legende erzählen: Wenn der Vater meines Vaters meines Vaters etwas Schwieriges zu erledigen hatte, ging er an eine bestimmte Stelle im Wald, zündete ein Feuer an, sprach seine Gebete - und alles geschah, wie er es sich vorgenommen hatte. Wenn der Vater meines Vaters dasselbe zu tun hatte, ging er an die Stelle im Wald und sagte: "Wir können kein Feuer mehr machen, aber wir kennen die Gebete"- und alles ging nach seinem Willen. Später sollte mein Vater jene Tat vollbringen. Auch er ging in den Wald und sagte: "Wir können kein Feuer mehr anzünden, und wir kennen auch die Gebete nicht mehr; aber wir kennen den Ort im Wald, und das muss genügen" - und es genügte. Als aber ich vor der Aufgabe stand, blieb ich zu Hause und sagte: "Wir wissen nicht, wie man Feuer macht, wir können keine Gebete sprechen, wir kennen auch den Ort im Wald nicht mehr. Aber wir können die Geschichte erzählen". Die Geschichte ist in viele Splitter zerfallen, Gebete werden weder gesprochen noch erfüllt. Und trotzdem..."


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