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Bücher

Der einzige Ort

Rezensionen

Wieland Freund, Die Welt, 3.8.2004

Stangls Roman Der einzige Ort ist ein wunderbares Amalgam: historischer Roman und Reisebericht, Traum und Alptraum und die finale Dekonstruktion europäischer Afrikasehnsucht zugleich. (…) Aus diesem Stoff hätte sich eine pralle Abenteuergeschichte machen lassen, doch eben diese Abenteuergeschichte würde doch nur die fragwürdigen Sehnsüchte bedienen, die Laing und Caillié nach Afrika trieben. Stangl verweigert das. Er erzählt seine Geschichte nicht, er reflektiert sie – auf vierhundert großformatigen, eng bedruckten Seiten, in einem brillanten, aber widerspenstigen Stil, dabei nicht einem Realismus der Orte und Oberflächen verpflichtet, sondern einem der Gefühle, Gesinnungen und Gebrechen: Das Reisen wird als Warten, die Fremde als Krankheit, der Entdeckertraum als Auslöschungsfantasie entlarvt.